Istanbul

märz 21, 2008 es ist karfreitag ...

... wir verbringen die osterfeiertage mit dem durchstreifen dieser riesenstadt, dabei beschäftigt mit der suche nach bestimmten orten und den routen dorthin und dann vielleicht einem ganz anderen weg von dort zurück zum ausgangspunkt. und werden dabei fünfmal am tag vom muezzin begleitet, der aus den lautsprechern der vielen minarette ruft, lautstark ruft er in alle winkel der stadt, ruft sie zum gebet, ruft auch zu uns, die wir nicht gemeint sind, doch auch die türken scheint er nicht zu erreichen, nicht sichtbar jedenfalls für uns, kein einziger hält inne, verschwindet an einen stillen platz, kniet gar nieder zum gebet, in dieser riesenstadt.
und wir werden begleitet von den neugierigen und immer hilfsbereiten türken, die uns das eine mal den weg weisen, wenn wir fragend in der gegend stehen und die uns ein anderes mal ihre schnellen dienste anpreisen, wir gar nicht damit rechnend, da weder hungrig noch durstig oder auf der suche nach etwas käuflichem.

weitere gesuchte orte

- istiklal caddesi, promeniermeile und angesagtes ausgeh-viertel von beyoglu

- haydarpascha, dort müssen wir unsere reservierten bahn-tickets für die fahrt nach konya abholen

- üsküdar, stadtteil auf asiatischer bosporusseite mit großem alten friedhof und kleinstädtischer atmösphäre im zentrum

- pera müzesi

- bospurus zum spaziergehen


Istanbul - Istiklal Caddesi

märz 21, 2008 ausgehen in istanbul

unser RESIDENCE hotel liegt in einer seitenstraße der ISTIKLAL, nahe am TAKSIM-platz. wir müssen also nicht weit gehen, bei unserer suche nach ausgehvierteln, restaurantes und kneipen.
vorbei an appetitanregenden auslagen, mit bergen von süßigkeiten, rohem aufgespießten fleisch und manchmal sogar mit frauen, rustikalen frauen, große teigfladen knetend, ausrollend und backend, gelangen wir in eine erste große kulinarische meile, der ÇIÇRK PASAJI.
ein ungewöhnlicher ort, wegen seiner ausmaße, hoch und eng und wegen seiner unruhigen betriebsamkeit.
es ist brechend voll in dieser hoch überdachten passage im empirestil. ein schmaler gang bahnt uns den weg zwischen üppig gedeckten tischreihen, die sich esser aus europa mit betuchten türken teilen. es hallt vom lautstarken geräuschpregel der unterhaltungen und für meinen geschmack nach einem gemütlichen abendessen ist es viel zu hektisch hier.

beeindruckt ziehen wir weiter, vorbei an marktähnlichen auslagen in schmalen gassen, bis wir zur gesuchten NEVIZADE SOKAK kommen, ein schmales sträßchen, das auf beiden seiten mit MEYHANES bestückt ist, türkischen tavernen, die mezze, fleisch und fisch, sowie raki anbieten, der ziemlich reichlich getrunken wird.
wir machen es den türken nach, nehmen uns aber lieber einen tisch in der taverne als auf der straße. wir bestellen vorspeisen, lamm und vegetarisches, dazu heimisches bier mit raki und wasser. es ist weniger turbulent hier, wir sitzen hauptsächlich zwischen einheimischen essern und es macht richtig spaß hier zu sein und zu schlemmen. sehr praktisch ist auch, dass sich in der selben straße die kneipen befinden und wir suchen uns die leerste und lauteste aus, um noch ein paar rakis zu trinken. wie die zwei türkischen biertrinker am nebentisch können wir uns nur unterhalten, indem wir uns gegenseitig ins ohr rufen. der laden ist spartanisch und laut, die musik der 80er kommt vom rechner und das haus besitzt die steilste treppe, auf der ich jemals zum pinkeln gegangen bin.


in einer anderen ecke der ISTIKLAL machen wir uns am zweiten abend auf kneipensuche und entdecken etwas, was ich seit meiner frühesten ausgehzeit nicht mehr zu gesicht bekam, als die jugend noch wehmütig dem hippiekult fröhnte und das mit vorliebe auf zerschlissenen sofas. doch diese zeiten konnte selbst ich nur noch kurz erleben, umso überraschter waren wir, hier darauf zu treffen. die ELOY BAR war eine mischung aus improvisation, unbekümmertem studentenflair und eben dieser portion späthippiekultur: geradlinige rockmusik, mit langen wehenden haaren vorgetragen und den lächelnden zuhörern, die, aus welchen gründen auch immer, eine tiefe zufriedenheit austrahlen.

Istanbul - Haydarpaşa

marz 22, 2008 fähre zur bagdadbahn


die tickets für unsere zugreise nach konya liegen noch im bahnhofschalter von haydarpaşa, drüben, auf der anderen seite, der asiatischen bosporusseite. wir fahren mit der fähre direkt hin, der anleger befindet sich am treppenende des haupteingangs. kein schöner bahnhof von außen, ein riesiger, quadratischer kasten erhebt sich im wilhelminischen stil unmittelbar am ufer. von deutschen architekten der kaiserzeit geplant und gebaut, steht er da seit 1908. und seit dem ist es möglich an den treppen zum bahnhof zu sitzen, auf der meerenge dem schiffsverkehr zu schauen, mit einen letzten blick hinüber nach europa, bevor die reise beginnt, nach kleinasien, in den nahen osten, nach asien.

ab hier in haydarpaşa konnten ende der 40er die ersten passagiere mit dem toros ekspresi auf der legendären "bagdadbahn"-strecke durchgehend bis bagdad reisen. bis konya nennt sich die strecke eigentlich "anatolische bahn", aber ich sehe gelassen über solche feinheiten hinweg. der durchgehende verkehr nach bagdad wurde 1972 aufgegeben, der heutige toros-ekspresi verkehrt noch bis gaziantep. unser zug nennt sich meram-ekspresi und fährt eben bis konya. in einen dritten zug auf dieser strecke, dem içanadolu mavi tren, steigen wir dann - von kappadokien wieder zurückgekehrt nach konya - erneut ein und fahren weiter bis adana. nur toros und içanadolu mavi überqueren den taurus und versprechen spektakuläre galerietunnel und brücken durchs hochgebirge.

erstaunlich wie problemlos wir an unsere tickets kommen. wir haben das schlafabteil im "netz" über die webseite der türkischen staatsbahn gebucht, mit kreditkarte gezahlt und reichen jetzt der angestellten unseren ausdruck mit den reservierungsnummern durchs fenster. nimmt sie unsere englischen erklärungen zuerst mit stutzender miene entgegen, hantiert sie gleich darauf mit den nummern an ihrem rechner herum und überreicht uns ebeso schell die fahrkarten. bequemer gehts nicht !

Istanbul - Üsküdar

märz 22, 2008 spaziergang auf asiatischer seite

die tickets in der tasche spazieren wir ins nördlich vom bahnhof gelegene üsküdar. der hafen von hadarpaşa versperrt den weg zum bosporus. nach ziellosem herumwandern zwischen unüberwindlichen mauern entlang des containerhafens, einer gigantischen kaserne und einer 4-spurigen lkw-trasse, gelangen wir in eine angenehm ruhige, von wenigen arbeitern besuchte gaststätte. es gibt einfache, gute kost.

nach weiteren umwegen stoßen wir auf den angeblich größten friedhof istanbuls, dem KARACAAHMET-FRIEDHOF, von dem wir in einem reiseführer bereits gelesen hatten.
das riesige mit milchigweißen steinen befüllte gelände, kennt nur zwei farben - weiße steine zwischen grünem gras. wir wollen den hauptweg verlassen, aber zwischen den gräbern ist kaum ein durchkommen. eingekeilt von kniehohen steinmauern geraten wir in eine sackgasse und müssen den rückweg antreten. in der ferne sehen wir ein Paar auf einer freifläche sitzen und picknicken. sie wirken sehr entspannt und gelassen auf mich, vor allem gar nicht fremd mit ihrem tun in dieser friedhofsumgebung. ein kleiner trampelpfad bringt uns sie näher, dennoch, auch dort ist es sehr eng und wir balancieren auf umgrenzungsmauern zwischen niedrigem gestrüpp. in der friedhofsmauer vermuten wir einen ausgang, der uns tatsächlich auf die straße bringt.
alles in allem ein recht abenteuerlicher spaziergang in einem ungewöhnlichen umfeld. unser verhalten in einem deutschen friedhof hätten wir uns schlicht nicht vorstellen können. doch religiöse orte werden in der türkei offensichtlich völlig anders genutzt, nicht zuletzt sind es öffentliche orte. und die tatsche, dass hier heilige, verehrungswürdige personen ruhen, verlangt vom besucher nicht, sich auch ganz "heilig" zu benehmen. religiöse orte sind öffentliche räume, und können daher sehr lebendig sein.

Istanbul - Beyoğlu

märz 23, 2008 europäisches beyoğlu

das pera museum ist schnell gefunden, es liegt fast auf gleicher höhe wie unser hotel, in einer gegend die auf dem stadplan als TEPEBAŞI bezeichnet wird. der kurze weg dorthin, jenseits des rummels auf der ISTIKLAL verbreitet so etwas wie sonntagsstimmung - das ruhige städtische wohngebiet schlief noch am vormittag dieses ostermontags, wobei wir gelegentlich private szenen vor den eingangstüren beobachten.
der grund unseres museumsbesuchs ist eine retrospektive über JOSEF KOUDELKA, einem tschechischen fotografen aus der mitte des letzten jahrhunderts. seine großformatigen abzüge beeindrucken mich nachhaltig; bekannt wurde er durch seine fotoserie während der niederschlagung des prager frühlings: menschen versuchen panzer aufzuhalten.

auch der zweite bosporusspaziergang wird nicht ganz das erhoffte erlebnis. dieses mal zwischen den fähranlegern von KARAKÖY und KABATAŞ unterwegs, müssen wir aus erschöpfung in einer starbucks-filiale halt machen, um dem verkehrslärm und dem drängender werdenden durst zu entkommen. der neue hafen für passagerschiffe macht unserer route einen strich durch die rechnung. doch anschließend dürfen wir den anglern zusehen und von einer kleinen "teestube" aus unseren blick weit übers wasser schweifen lassen. Wir befinden uns jetzt wieder auf bekanntem terrain und fahren mit der neuen TÜNEL-bahn hinauf zur ISTIKLAL.

von nun an beginnt unsere reise in die türkei, in den osten - die levante, wie der östliche mittelmeerraum auch genannt wird.


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